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Karneval in Lechenich

„Schon immer wurde in Lechenich Karneval gefeiert“ (Cornelius Bormann, 1986). Entsprechend der jeweiligen historischen Besiedlungsepochen, erlebte Lechenich keltische, römische und christliche Traditionen, die Winteraustreibung mit Festen, Umzügen und Vermummung zu begehen.

Seit dem 12. Jahrhundert sind sowohl viele ausgelassen gefeierte und durch bürgerliches Engagement ermöglichte karnevalistische Höhepunkte wie auch durch Verbot oder Krieg bedingte Tiefpunkte für den Lechenicher Karneval überliefert.

Nach dem 1. Weltkrieg, erwachte in den 1930er Jahren der Karneval in Lechenich wieder, nachdem er während des Krieges verboten worden war. Der Männergesangverein und die Freiwillige Feuerwehr luden zu Karnevalssitzungen und -Bällen ein.

1933 ein erneuter Einschnitt, spürbar vor allem an den Sitzungen: politische Anspielungen im Karneval wurden verboten. Plötzlich wurde von der nationalsozialistischen Regierung die Beziehung zum christlichen „fastabend“ bestritten und stattdessen der germanischen „vasenacht“ zugeordnet. Zudem sollte der Karneval nicht mehr dem christlichen Kirchenjahr zugeordnet werden, sondern zwischen dem 30. Januar als Tag der Machtergreifung und dem 20. April als dem Geburtstag Hitlers stattfinden. Im Mai 1935 gründete die NSDAP einen „Verein Kölner Karneval e. V.“, um auch das karnevalistische Treiben fest in der Hand zu haben. Die Präsidenten der führenden Kölner Karnevalsgesellschaften lehnten einen Beitritt zu dieser Dachorganisation ab. Sie forderten einen urwüchsigen Karneval, der den Erdgeruch der Heimat atme und frei von politischen Tendenzen und hetzerischen Absichten sei.

Wie es in Lechenich mit dem Karneval weitergehen sollte, war unklar, vor allem da viele Lechenicher Bürger zunehmend auf Humor und Heiterkeit in der Karnevalszeit vermissten.

Die Gründung der Lechenicher Narrenzunft 1936 e.V.

Das Jahr 1936 brachte die Antwort auf diese Fragen. 5 junger Lechenicher – namentlich Nikolaus Minten (Bäckermeister), Fritz Degener (Schneidermeister), Arnold Popp (Bauunternehmer), Franz Schäfer (Geldeinholer) und Heinrich Löhrer (Elektriker) – wollten einen Verein gründen, der regelmäßig gut vorbereitete Sitzungen veranstaltet, einen Prinzen proklamiert und bei der Organisation des Zuges mithelfen sollte. Der Name „Lechenicher Narrenzunft“ sollte dabei daran erinnern, das früher auch in dieser Stadt die Zünfte, vor allem die jungen gesellen der Zünfte, die Narretei des Fastabends betrieben.

Ende 1936 wurde eine Gründungsversammlung im Ratskeller bei Bernhard Hecker (später Möbel Stump) einberufen, zu der neben den 5 eigentlichen Gründern zahlreiche weitere Interessierte kamen. Fritz Degener wurde zum Präsidenten gewählt, Nikolaus Minten zum Kassenführer und Arnold Popp zum Schriftführer. Nach einigem taktischen Geschick gegenüber der NSDAP – welche die junge Gründung der Narrenzunft noch in Gefahr hätte bringen können – wurde am 1. Februar 1937 das offizielle Gründungsgesuch bei Herrn Bürgermeister Dr. Geile eingereicht, welcher den neuen Verein am 5. Februar 1937 unter Nr. 49 in das Vereinsregister der Stadt Lechenich eintragen ließ. Die „Lechenicher Narrenzunft“ war da.

Heute ist die LNZ eine stolze Karnevalsgesellschaft mit über 1.200 Mitgliedern. Seit 2009 steht Michael Schmalen als Präsident an der Spitze der LNZ, er wird unterstützt von rund 60 ehrenamtlichen Kräften im Gesamtvereinsvorstand und den einzelnen Abteilungsvorständen. Die LNZ organisiert rund 10 Großveranstaltungen mit dem kompletten Sitzungs- und Ballangebot sowie einige Einladungsveranstaltungen wie z.B. das Senatsfrühstück, der Corps-Appell und die Funkenvereidigung, daneben gilt es den Straßenkarneval zu organisieren und den Karnevalszug durchzuführen.

Als großes Volksfest hat sich das jährliche 2-tägige Promenadenfest entwickelt. Seit fast 30 Jahren genießen viele die herrliche Stadtweiherumgebung. Im Laufe der Zeit haben auch viele junge Leute erkannt, dass das heimatliche Brauchtum Karneval eine „gewisse Organisation" braucht, so findet jedes Jahr die kultige Verrückte Sitzung (Ü 16 Party) in Zusammenarbeit mit der KJG (katholische Junge Gemeinde) mit fast 800 jungen Besuchern statt.

Die fünf Abteilungen der LNZ – der Senat, die Wagenbaugemeinschaft, die LNZ Kinder- u. Jugendtanzgarde/ Funkengarde, die Lechenicher Stadtgarde sowie die Next-Generation LNZ-Girls – sorgen für die Vielfalt im Lechenicher Karneval.

Die Funkengarde als älteste Abteilung der Narrenzunft und erstmals aktiv im Jahre 1937 als Tanzcorps, wurde damals angeführt von Tanzoffizier Heinz Kriegeskorte und Tanzmariechen Käthe Dahlem. Auch  Franz Fröhlich, späterer Prinz, Präsident und heute Ehrenpräsident der Narrenzunft, war hier schon in der Funkengarde aktiv. Die Funkengarde bildete 1937 das erste Jugendtanzcorps der Lechenicher Narrenzunftder und wird heute der Kinder- und Jugendtanzgarde zugeordnet.
1960 formierte sich die Wagenbaugemeinschaft als lose Vereinigung von Wagenbauern und Zugteilnehmern mit ihrem Vorsitzenden Karl Pütz zur Organisation des Lechenicher Karnevalszugs. Mitte der 1980er Jahre schloss man sich als Abteilung der LNZ an, da doch die Anforderungen für die Genehmigung von Karnevalsumzügen und weitere Auflagen eine vereinsgeführte Organisation erforderlich machten. Später fand „d’r Zoch“ unter der Leitung von Bernd Bollig sowie Heinz Wallraf sen. und jun. statt. Heute übernimmt Thomas Schmalen mit einem engagierten Team die Organisation des Lechenicher Karnevalszugs. Der hervorragend durchgeführte Zoch besteht seit Jahren aus circa 1.000 Teilnehmern, zahlreichen Großwagen und Musikgruppen – zur großen Freude von vielen tausend Schaulustigen am Karnevalssonntag.
Der Senat der Lechenicher Narrenzunft gründete sich 1984 durch sieben Lechenicher Bürger, der Narrenzunft vorher mehr oder weniger verbunden, mit dem Ziel, auf eigene Weise zu Ansehen und Zukunft des Karnevals beizutragen. Johannes Zepp war Gründungspräsident.  Ein Highlight in jeder Karnevalssession stellt das Senatsfrühstück dar und auch die Kommentierung des Karnevalszuges auf eigenem Bühnenwagen vor dem Rathaus ist seit Jahren sehr beliebt. Im Jubiläumsjahr 2011 wurde eine besondere Aktivität unter dem Motto „Zo Fohß no Kölle gonn“ mit anschließender Messe im Kölner Dom durchgeführt. Gemeinsame Ausflüge finden regelmäßig statt. Momentan besteht der Senat aus etwa 20 aktiven und inaktiven Mitgliedern und wird von Frank Güth als dessen Präsident angeführt.
Die Kinder- und Jugendtanzgarde wurde 1991 – während der Präsidentschaft von Hermann-Josef Hanisch, der über 40 Jahre bei der LNZ in vorderster Reihe stand – von Engelbert Zepp neu belebt, nach dem Vorbild des Funkencorps das Ende der 30er und bis in die frühen 70er Jahre als Tanzcorps der LNZ den Lechenicher Karneval mitgestaltete. Die Kinder- und Jugendtanzgarde möchte junge Menschen an den Karneval heranführen und ihnen eine musikalische und tänzerische Frühausbildung ermöglichen. Aufgeteilt in 3 Altersgruppen ist die Kinder- und Jugendtanzgarde stetig gewachsen, besteht im Jubiläumsjahr aus ca. 80 aktiven Kindern sowie jungen Leuten mit weiteren 20 aktiven und inaktiven organisierten Unterstützern. Sie ist über das gemeinsame Tanzen hinaus zu einer starken Gemeinschaft geworden. Seit Beginn fördern ca. weitere 70 Sponsoren den Fortbestand der Gruppe maßgeblich. Auch außerhalb der Session werden regelmäßig gemeinsame Ausflüge (z.B. Eurodisney Paris, Warner Brothers Movie Park, Europapark Rust, Musical Cats, Zirkus Roncalli sowie Kino- und Discobesuche) unternommen. Seit 2006 weist die Kinder- und Jugendtanzgarde eine 4. Gruppe auf: die wiederbelebte, bereits zuvor als Tanzcorps erwähnte „Funkengarde ruut-wiess“ von 1937 in historisch übernommenen Uniformen. Die Kinder- und Jugendtanzgarde/ Funkengarde bestreitet im Jahr circa 15-20 Auftritte. Alleine die Betreuerinnen Kornelia Zepp, Manuela Großpietsch und Martina Schall leisten zusammen im Jahr ca. 1.000 Stunden im Ehrenamt. Trainer ist seit 20 Jahren Bernd Jansen.
1997 wurde die Lechenicher Stadtgarde vom heutigen Ehrenkommandanten Manfred Bausch und 16 Mitstreitern zur Bereicherung der Muttergesellschaft LNZ und des Lechenicher Karnevals gegründet. Das Corps trägt Uniformen nach dem Vorbild der preußischen Kürassiere und führt heute u.a. den "Garde-Ball", das „Garde-Biwak“ mit Rathaussturm an Weiberfastnacht auf dem Lechenicher Markt sowie die Beendigung des Karnevalstreibens mit der Nubbelverbrennung auf dem Marktplatz durch. Sogar in New York hat die Stadtgarde die Heimat 2002 und 2014 bereits zweimal im Rahmen der Steuben-Parade vertreten. Auch vor den Toren von Lechenich, z.B. in Köln, Mainz und Aachen sorgen die gekonnten Auftritte der Stadtgarde für Begeisterung. Seit 2004 verstärkt ein Kadettenchor, bestehend aus jungen Männern und Mariechen, das Gardecorps als zusätzlicher Unterbau. Außerhalb der Session finden ein aktiver Austausch und die Organisation verschiedener erfolgreicher Veranstaltungen statt, so zum Beispiel regelmäßige Gardeappelle oder jährlich stattfindende Ausflüge und Aktivitäten. Heute zählt die Stadtgarde 120 aktive und inaktive Mitglieder. Angeführt wird die Lechenicher Stadtgarde seit 2007 von ihrem Kommandanten Stefan Kluth.
Als jüngste Abteilung der LNZ gründeten sich 2013 die Next-Generation LNZ-Girls aus vorwiegend ehemaligen Tänzerinnen der Kinder- und Jugendtanzgarde. Schnell wuchs eine harmonische Tanzformation aus nicht nur sehr motivierten sondern auch ansehnlichen jungen Damen im Alter von 18 bis 28 Jahren heran. Die aktuell ca. 15 jungen Frauen präsentieren sich über die Grenzen des Rhein-Erft-Kreises hinaus in ganz NRW, sowie in den angrenzenden Beneluxländern und sorgen bei allen Auftritten für hervorragende Stimmung. Angeleitet wird diese Abteilung von Andrea Schmalen. Trainiert werden die LNZ-Girls ebenfalls von unserem langjährigen Trainer Bernd Jansen.

Die LNZ pflegt seit vielen Jahren auch ein großes soziales Engagement, so konnten in den letzten Jahren immer wieder große Geldsummen für soziale Projekte, auch in Kooperation mit dem Lions Club Voreifel, gespendet werden.

Aktuelle Mitgliederzahl

      1.364




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